Bernd Leptihn, ein Freund des iff, ist am 3.Oktober 2018 von uns gegangen. Den Fernsehzuschauern war er vom ARD-Ratgeber Technik bekannt, der bis 2010 auf Sendung war. Leptihn war ein von der Wahrheit besessener Journalist, der am Sonntagnachmittag gegen die Bedienungsanleitungen und Werbeversprechen vom Staubsauger, Toaster und Bankprogrammen seine Tests und Fakten warf. Die Entlarvung von Fakenews war seine Leidenschaft, als er gegen die Sicherheitsbeteuerungen einer angeblich schlüsselsicheren PIN bei der EC-Karte anrannte und Experten im Studio den Satz, dass alles, was verschlüsselt wird sich auch entschlüsseln lasse, beweisen ließ. In der vielbeachteten Telefonratgebersendung in N3, die er als bebildertes Telefon abtat, rechneten die Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Hamburg im Hintergrund die Wucherzinssätze der eingereichten Kreditverträge der Drei-Buchstaben-Banken aus, deren Ergebnisse wir dann dem erstaunten Publikum mit Nennung des Erstattungsbetrags verkünden konnten. Die beteiligten Banker machten in ihrer Betroffenheit die Dramatik des Wuchers deutlich. Aktionsfernsehen war geboren, verstarb aber alsbald wieder.
Selbst dann, wenn es keine Zweifel an Meldungen gab, übernahm er sie nicht, wenn sie nicht von ihm entwickelt und geprüft waren. Wie schön wäre es, wenn unsere zurechtgesparten Wirtschaftsjournalisten sich dies wieder als Vorbild nehmen könnten.
Ein großes Kapitel vor 2000 war seine Vorstandsarbeit in der Verbraucherzentrale Hamburg. Bei jeder Wahl war er es, der die meisten Stimmen bekam. Er stützte die Geschäftsführung gegen Versicherungsindustrie und Fischhandel in Hamburg auch, als der Staatsrat Noé das Ultimatum stellte, dass entweder die Kritik im Versicherungsstandort Hamburg sich mäßige oder „es knallt“. Es knallte dann wirklich, weil der Senat die Zuschüsse mit dem wohlfeilen Misswirtschaftsvorwurf abrupt stoppte. Dies löste bei dem vermögenslosen VZ-Verein die Pflicht zum Insolvenzantrag aus, die dann dem Vorstand als Eingeständnis der Misswirtschaft angeheftet wurde. Bernd Leptihn war fassungslos als dann auch noch „seine“ Presse dies ungeprüft so meldete. Es brauchte 3 Monate Arbeit, um die Blätter zum Umschwenken zu bewegen. In der denkwürdigen Diskussion im Hanseviertel in N3 blätterte dann der Lack der Kampagne ab, als die erste Zeitung fragte: „Hat Senat Verbraucherzentrale in die Insolvenz getrieben?“ Bernd Leptihn ist es zu verdanken, dass der Senat kapitulieren musste, weil die Pressefreiheit siegte.
Bernd Leptihn hat diese Mühe nie verstanden. Er glaubte an Journalismus, ihm taten die Werbung weh. Wir trauern um ihn. Unsere Anteilnahme gilt seinen Kindern und vor allem auch seiner Frau, die als langjährige Vorsitzende des iff e.V. auch die Ideen und Kritiken bei uns einbrachte, für die ihn seine Krankheit immer weniger Möglichkeiten ließ. (UR)