Eine Million der 12 Millionen Riester-Verträge wurde bereits wieder gekündigt, so berichtete Focus-online am 8.12.2008. Aus Sicht des instituts für finanzdienstleistungen ist dies erst der Anfang eines misslungenen staatlich geförderten Produkts. Jeder zweite Riester-Vertrag wird wahrscheinlich nicht durchgehalten.

Auf die hohen Kosten der Verträge und das Risiko des Abbruchs der Verträge hatte das iff schon zu Beginn des Jahres 2002 hingewiesen. Doch der Staat war, um eine Erfolgsmeldung zu haben, allein an den Abschlusszahlen interessiert und der Verbraucherschutz wurde auf den Abschluss von Riester-Verträgen eingeschworen. Das rächt sich nun im Laufe der Jahre.

Erste Anzeichen gab es aufgrund nicht abgeforderter Zulagen durch Millionen von Bürgern. Die Erfahrung mit Kapitallebensversicherungen hat gezeigt, dass nur jeder zweite den abgeschlossenen Vertrag bis zum Ende der Laufzeit durchhält. Bei Riester-Verträgen ist Ähnliches zu erwarten. Die Reaktion der Versicherungen ist daher verständlich, wenn sie von einer „normalen Entwicklung“ der Riester-Verträge sprechen. Das angesparte Kapital wird zudem als zur Verfügung stehendes Vermögen betrachtet und in schlechten Zeiten oder bei schlechter Wertentwicklung anders verwendet oder schlicht aufgebraucht. Dass die Riester-Rente lediglich einen Ausgleich für die abgesenkte gesetzliche Rente darstellt, ist vielen Bürgern dabei nicht bewusst.

Vom Jahr der Einführung 2002 bis heute befand sich Deutschland in einer wirtschaftlich insgesamt positiven Entwicklung. Kommt es nun zu einer wirtschaftlich einschneidenden Rezession mit einer empfindlich steigenden Arbeitslosigkeit, wird sich zeigen, wie viele Riester-Verträge wirklich diese Krisenzeit überstehen. Denn der Gesetzgeber hat zwar die Pfändbarkeit der Riester-Verträge ausgeschlossen, nicht aber die Kündigung und den Rückgriff durch die Bürger selbst. Viele Bürger sind jetzt schon von der Wertentwicklung ihrer Riester-Rente enttäuscht. In Krisenzeiten wird sich dieser Eindruck bei vielen Produkten noch verschärfen.

Schon jetzt ist die Kritik kaum zu überhören, dass die staatlichen Zulagen von den Kosten der meisten Riester-Produkte aufgezehrt werden (siehe z.B. „Die undurchsichtige Riester-Rente, taz vom 9.10.2008) und nicht den Bürgern, sondern allein den Banken, Versicherern und Fondgesellschaften zugute kommen. Teure, intransparente Produkte werden dabei nicht nur die Bereitschaft zum Wechsel steigern, sondern auch den Ausstieg aus der privaten Altersvorsorge.

In einigen Jahren wird man sich fragen müssen, ob nicht ein anderes Modell staatlich geförderter Altersvorsorge sinnvoller gewesen wäre, etwa im Rahmen eines opting-out Modells, dem Angebot einfacher staatlicher Produkte als Alternative, die transparent sind und wenig Kosten produzieren und dem Ausschluss von Rückgriffsmöglichkeiten durch die Bürger. Dass dies möglich ist, zeigen andere Staaten wie Schweden und die Regelungen in der betrieblichen Altersvorsorge.

Das Flickenwerk des Staates hat daran bis jetzt wenig geändert. Auch das neue „Wohnriester“-Modell ist nicht mehr als ein unglücklicher Versuch, die Immobilie in die Riester-Verträge besser einzubeziehen und die Lobby der Bausparkassen zu bedienen. Die meisten derzeitigen Produkte auf dem Markt für „Wohnriester“ sind nicht empfehlenswert, weil die hinausgeschobene Tilgung die staatlichen Zulagen und Steuervorteile aufzehrt. Selbst bei einer Familie mit 4 Kindern, so hat das institut für finanzdienstleistungen für die Sendung „Markt im Dritten“ des NDR errechnet, lohnen sich derartige Verträge in der Regel nicht und ein normales Hypothekendarlehen wäre die sinnvollere Variante.