Das Netzwerk Finanzkompetenz, das im wesentlichen von der Schuldnerberatung in Deutschland getragen wird, hat einen neuen Informationsbrief veröffentlicht, der viele Informationen auch zu Österreich enthält.

Der Schwerpunkt der Aktivitäten bei der Überschuldungsprävention liegt weiterhin bei der Schuldenprävention durch Sparsamkeit und gutes Haushalten. Die Schuldenreports von SCHUFA, vzbv und iff weisen demgegenüber darauf hin, dass ganz überwiegend nicht die falsche Kreditaufnahme sondern die fehlende Anpassung der Kreditrückzahlung an soziale Unsicherheiten die größte Bedeutung hat, es also auch darum ginge, dass Kreditgeber in diesem Prozess lernen, mit den Kunden umzugehen und nicht nur die Kunden mit den Kreditgebern oder mit dem Geld.

Eine Kritik zu dem Weltbild, was gerade in Österreich und der Schweiz mit der Fokussierung der Überschuldungsdiskussion auf die "Schuldnererziehung" gelegt wird, findet sich in dem Vortrag auf der ECRC Konferenz in Bern, auf den der Link verweist.

Die Welt wäre zu einfach, wenn wir Armut dadurch besiegen könnten, dass alle Verbraucher einfach nur sparsamer leben und mit dem Geld besser umgehen könnten. Diese patriachalische Haltung gegenüber Armut rächt sich spätestens dort, wo die Betroffenen, nachdem sie alle Vorgaben etwa der Weltbank in der Dritten Welt erfüllt hatten, merken mußten, dass es ihnen dadurch eher schlechter als besser ging. Der politische Umbruch in Südamerika ist daher heute auch eine kleine Gesellschaftslehre der Kreditvergabe für Europa.

Wie aber kann ein lernendes System aussehen, das nicht den mahnenden Finger der Inkassowirtschaft hochhält, Abstinenz beim Geld als Rettungsanker preist oder gar den Kindern beibringt, dass in der Kreditgesellschaft der "Schuldner immer noch Schuld hat".

Auf der Hamburger Konferenz am 11.5.2007 werden namhafte Vertreter der verschiedenen Bildungskonzeptionen aus Wissenschaft und Praxis hierüber diskutieren.