Erneut konnte das iff die Daten von 114 Schuldnerberatungsstellen für den Überschuldungsreport auswerten. Der Überschuldungsreport ermöglicht einen Einblick in die Lebenssituation der Ratsuchenden und trägt dazu bei, die Bedürfnisse und Bedarfe der überschuldeten Personen in Deutschland systematisch zu erfassen und sichtbar zu machen.

Der iff-Überschuldungsreport 2024 zeigt, dass gesundheitliche Probleme wie Sucht und Krankheit seit 2013 erstmals häufigste Ursache für Überschuldung sind. In fast jedem fünften Beratungsfall führte dies zur Zahlungsunfähigkeit – noch vor Jobverlust mit 17,5 Prozent (2020: 24 Prozent). Scheidung und Trennung verursachen bei rund 10,2 Prozent Geldnot. Diese unvorhersehbaren Ereignisse bedingen zusammen mit fehlenden Rücklagen gut 40 Prozent der Überschuldungsfälle, die selbst durch soziale Sicherungssysteme wie Grundsicherung oder Krankengeld nicht gedeckt werden können.

Trotz sinkender Inflationsraten bleibt die finanzielle Belastung für viele Haushalte hoch. Besonders stark betroffen sind Geringverdiener:innen, die einen überdurchschnittlich hohen Anteil ihres Einkommens für Miete aufwenden müssen. Die untersuchten Haushalte geben in der Regel 45 Prozent ihres Haushaltseinkommens für Wohnkosten aus, während dieser Anteil in der Gesamtbevölkerung nur bei 25 Prozent liegt. Der hohe Mietanteil erschwert es den Geringverdiener:innen, Rücklagen zu bilden und liquide zu bleiben. Im iff-Report wird deutlich, dass Personen mit niedrigem oder keinem Schulabschluss und mit geringem Einkommen bei den Schuldnerberatungsstellen überrepräsentiert sind. Rund ein Drittel der Ratsuchenden ist zwischen 30 und 44 Jahre alt. Paarhaushalte mit Kindern suchen mit rund 53 Prozent deutlich häufiger das Gespräch als kinderlose Paare mit 32,53 Prozent. Auch für Alleinstehende und Alleinerziehende besteht laut unserer Analyse ein erhöhtes Überschuldungsrisiko. Auf ihre hohe Betroffenheit weist der iff-Überschuldungsreport seit Jahren hin.

81,7 Prozent der Erwachsenen nutzen ein Kreditprodukt. Insbesondere Ratenkredite spielen eine große Rolle bei der Überschuldung in Deutschland. Fast jeder fünfte Ratsuchende hat eine Forderung, die aus solchen Abzahlungskrediten resultiert. Die typische Forderungshöhe bei Ratenkrediten beträgt 6.609 Euro. Kreditprodukte wie Peer-to-Peer (P2P) und „Buy Now Pay Later“ (BNPL) sowie Kauf auf Rechnung tragen zusätzlich zu den Überschuldungsrisiken bei. Besonders auffällig ist der starke Anstieg an Kleinkrediten, die weniger als 1.000 Euro betragen. Der Anteil diese Darlehensart an den Gesamtkrediten verzeichnete Ende 2022 einen Zuwachs in Höhe von 46,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Entsprechend liegt der thematische Schwerpunkt des diesjährigen Überschuldungsreports auf dem Thema Konsumentenkredit und der neuen Verbraucherkreditrichtlinie, die mehr Schutz für Verbraucher:innen mit sich bringen soll.

Hier geht es zum aktuellen Report:

Pressemitteilung zum Überschuldungsreport vom 16.09.2024

Medienberichte (Auswahl)

Krankheit und Sucht wichtigste Gründe für Überschuldung | 15.09.2024 | Deutschlandfunk

Krankheit und Sucht erstmals häufigster Überschuldungsgrund | 14.09.2024 | Spiegel

Krankheit häufigster Grund für Überschuldung | 14.09.2024 | ZDF

Erstmals Krankheit und Sucht häufigster Grund für Überschuldung der Deutschen | 14.09.2024 | WELT AM SONNTAG