Eine aktuelle Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen e.V. (iff) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover beleuchtet die Hürden, mit denen Privatanleger konfrontiert sind, wenn sie nachhaltige Anlageentscheidungen treffen möchten. Trotz des steigenden Interesses an nachhaltigen Finanzprodukten zeigt die Studie, dass es aufgrund der Informationslage für die Verbraucher:innen herausfordernd ist, nachhaltig zu investieren.

Die europäische Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID II) soll die Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen steigern, indem sie Finanzberater:innen verpflichtet, die Nachhaltigkeitspräferenzen von Anleger:innen systematisch zu erfassen. Allerdings zeigt die Studie, dass diese Maßnahme allein nicht ausreicht, um die gewünschten Veränderungen zu bewirken. Die Autor:innen der Studie identifizieren zwei wesentliche Herausforderungen, die dringend adressiert werden müssen, nämlich ein besseres Verständnis der Nachhaltigkeitspräferenzen von Privatanleger:innen und den Abbau von Misstrauen gegenüber Nachhaltigkeitsinformationen.

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Um diese Herausforderungen zu bewältigen, werden in drei Policy Briefs mögliche Handlungsimplikationen formuliert und gezielt an Politik, Siegelanbieter sowie Anlageberater:innen adressiert.

Policy Brief 01/2024

Nachhaltigkeitspräferenzen als Teil finanzieller Bildung:
Privatanlegerinnen haben ein sehr unterschiedliches Verständnis von Nachhaltigkeit, was es schwierig macht, sich der eigenen Präferenzen bewusst zu werden. Das Fehlen einer einheitlichen Definition von Nachhaltigkeit und mangelndes Wissen über die Verknüpfung von Nachhaltigkeitsaspekten mit traditionellen Anlagezielen wie Rendite und Sicherheit erschwert dies zusätzlich. Eine nachhaltige Anlageentescheidung erfordert daher die Kombination aus finanzieller Bildung und ein tieferes Verständnis von Nachhaltigkeit.

Policy Brief 02/2024

Anlageberatung zur Unterstützung von nachhaltigen Anlageentscheidungen:
Die obligatorische Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen nach MiFID II scheint bisher nicht den gewünschten Erfolg erzielt zu haben. Die Studie zeigt, dass die starre eindimensionale Abfrage nicht auf die individuellen Bedürfnisse von Kleinanleger abgestimmt ist. Sie identifiziert sechs verschiedene Verbrauchergruppen in Bezug auf Informationsbedarfe und Wirkungsanspruch an die nachhaltige Geldanlage. Es sollte bei Anlageberater:innen ein Bewusstsein für die unterschiedlichen Verbrauchertypen geschaffen werden, um nachhaltige Anlageentscheidungen bei Privatanleger:innen zu erleichtern.

Policy Brief 03/2024

Nachhaltigkeitsmisstrauen und das Verbraucherrecht der nachhaltigen Geldanlage
Viele Anleger:innen haben Schwierigkeiten, ihre Präferenzen mit den verfügbaren Informationen zu Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen, da oft irreführende Erwartungen durch Werbung oder Produkanbieter geweckt werden. Um das Vertrauen in nachhaltige Geldanlagen zu stärken, müssen Verbraucherrechte und Nachhaltigkeitsbewertungen stärker ineinandergreifen.

Zur Pressemitteilung des iff

Im Podcast finance&feelings spricht Dr. Jana Lenze über die Ergebnisse der Studie und insbesondere die Herausforderungen beim nachhaltigen Investieren. Link zur Folge