Nicht-Nutzung Schuldnerberatung

Wer nutzt Schuldnerberatung und wer nicht? Eine explorative Studie zur (Nicht-) Nutzung von Schuldnerberatung

Schuldnerberatung wird derzeit für immer mehr Menschen relevant, aber wer nutzt Schuldnerberatung überhaupt und vor allem: Wer nutzt sie nicht und warum?

Dr. Hanne Roggemann und Dr. Sally Peters haben sich im Rahmen der Studie damit beschäftigt, was die Ursachen dafür sind, dass nur 10-15 Prozent der Überschuldeten das Angebot der Schuldnerberatung in Anspruch nehmen. Zentrale Erkenntnisse sind dabei die folgenden:

  • Von den 2.624 Personen, die an der Online-Befragung teilgenommen haben, wurden 1.323 Befragte – also über die Hälfte der Befragten – als Personen mit finanziellen Schwierigkeiten eingestuft und ausführlich zu ihrer finanziellen Situation befragt.
  • Rund ein Viertel der Befragten geben an, dass sie wiederkehrend und längerfristig mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
  • Ratsuchende wenden sich viel zu spät an Schuldnerberatungsstellen – wenn sie überhaupt ankommen.
  • Der Drang „es allein zu schaffen“ scheint überschuldete Personen davon abzuhalten, Rat bei der Schuldnerberatung zu suchen. Lediglich eine Minderheit der potenziellen Ratsuchenden (sechs Prozent), nutzt das Angebot der Schuldnerberatung bei finanziellen Schwierigkeiten.
  • Eine Erklärung hierfür ist die schlechte Erreichbarkeit, die sich vor allem durch die langen Wartezeichen niederschlägt.
  • Die Dienstleistungsqualität von Rechtsanwält:innen und Banken wird von den Befragten als höher eingeschätzt. Das hängt mit hoher Wahrscheinlichkeit neben höherer Kompetenzvermutung bei der Berufsgruppe der Rechtsanwält:innen und Bankberater:innen auch damit zusammen, dass Ratsuchende zum Teil schon einiges an Vorleistung erfüllen müssen, bevor die Beratung beginnen kann.
  • Vor allem Personen mit einer komplexen Schuldenstruktur, also schwerwiegenden finanziellen Problemen, nutzen die Beratungsleistungen der Schuldnerberatungsstellen.
  • Schuldnerberatung wird erst spät im Überschuldungsverlauf in Anspruch genommen, sodass Handlungsoptionen zur Bewältigung der Überschuldungssituation dann häufig bereits eingeschränkt sind. Präventiv kann hier kaum gehandelt werden.

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