Die neue Ausgabe der Zeitschrift Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung Vol. 90, Ausgabe 1/2021 „Finanzielle Bildung: Was soll die Politik tun?“ mit einem Beitrag von Dr. Hanne Roggemann und Dr. Sally Peters ist erschienen. Sie haben sich mit dem Beitrag „Kann finanzielle Bildung Verbraucherschutz ersetzen?“ beteiligt. Finanzdienstleistungen werden im Regelfall zwischen Parteien mit einem ungleichen Status abgeschlossen. Diese Ungleichheit resultiert aus der Informationsasymmetrie und der Entscheidungshoheit über die angebotene Produktpalette. Dies beschränkt die Verhandlungsmacht auf Seiten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Durch finanzielle Bildung kann ein Beitrag geleistet werden, um Informationsasymmetrie zu reduzieren. Auf Seiten des Verbraucherschutzes begegnet der Gesetzgeber dieser Ungleichheit mit Regulierungen die angebotene Produktpalette, gerade für verwundbare Verbraucherinnen und Verbraucher, die womöglich hinsichtlich ihres Geldbedarfs unter einem besonderen Leidensdruck stehen, das Angebot im Bereich der Finanzdienstleistungen beschränkt ist. Insofern müssen finanzielle Bildung und Verbraucherschutz hier Hand in Hand gehen, um zu vermeiden, dass die Ungleichheit in der Verhandlungsmacht zu Überschuldung und unverhältnismäßigen Zugangsbeschränkungen führt. Finanzieller Allgemeinbildung im Kontext des sozialen Verbraucherschutzes kommen insofern vielfältige Funktionen zu. Sie müssen soziale Problemlagen und den Umgang mit Lebensrisiken einbeziehen, sie bedürfen eines Grundlagenverständnisses und einer Sensibilisierung für die eigene Einstellung zu Geld und sie sollten die Fähigkeit und Bereitschaft zur Vertretung eigener Interessen fördern.
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