DER ALLJÄHRLICHE WETTLAUF UM DIE SCHLIMMSTEN SCHULDENMACHER DER NATION

Nach Creditreform beeilt sich nun auch die andere Auskunftdatei SCHUFA, ihren jährlichen Redlining Report herauszubringen.

"SCHUFA-Studie „Schulden-Kompass 2007”
Aktuelle Zahlen zur Ver- und Überschuldung in Deutschland sowie einer Prognose für 2008."

heißt es bei www.SCHUFA.DE.

Mit zweifelhaften Zahlen werden darin ganze Landstriche und Kreise als Wohnsitz von Schuldenmuffeln diskriminiert, während im iff Schuldenreport 2006 deutlich gezeigt werden konnte, dass gerade in "tiefroten" Städten eine Mehrheit besonders sorgfältiger Kreditzahler wohnt, während man dies von manchen Villenvierteln kaum sagen kann. Überschuldung hat etwas mit sozialer Not zu tun und wo korrekte Zahlen zur Überschuldung vorliegen (und die haben nun einmal nur die Schuldnerberatungsstellen, die nachprüfen können, ob ein Haushalt wirklich überschuldet ist), dann könnte man auch über Ursachen sprechen.

Die Postleitzahl als Ursache ist ebenso wie das Alter ein jämmerliches Ergebnis, das wenig Verständnis dafür aber die wissenschaftliche Armut der SCHUFA-Daten deutlich macht, die eben nichts anderes über ihre Klienten wissen. Damit missbraucht die Analyse die Daten, die die Kreditnehmer unfreiwillig zur Verfügung stellen.

KRITISCHER KOMMENTAR VOM vzbv

In einem internen Schreiben kritisiert die Referentin für diesen Themenkomplex beim Verbraucherzentrale Bundesverband Helga Springeneer die Fehlinterpretation dieser Zahlen in den Medien und meint, dass "die Fehl-Interpretation auch ihre Grundlage in einer unzulänglichen Darstellung im Schulden-Kompass selbst hat." Diese Darstellung wird dann wie folgt kritisiert:

"Der Schulden-Kompass insgesamt will Ergebnisse zu folgenden Kategorien liefern (nachfolgend dargestellt nach dem niedrigsten Grad einer (drohenden) Überschuldung):

1) PVI, Privater Verschuldungsindex
2) überschuldungsgefährdete Haushalte
3) relativ überschuldete Haushalte
4) absolut überschuldete Haushalte

Über die Definitionen der 4 Begriffe (vor allem die Abgrenzung der Begriffe 2) bis 4)) kann man sich bereits trefflich streiten. Zudem werden die von der Schufa dargelegten Begriffsdefinitionen nach meiner Einschätzung zumindest in der Darstellung im Schulden-Kompass nicht stringent beibehalten; dies merkt man vor allem in der Zusammenfassung, wo nur noch von "überschuldeten" Haushalten die Rede ist, obwohl es "nur" um die "relativ überschuldeten Privathaushalte" geht.

Diese Gruppe der "relativ überschuldeten Haushalte" ist aber nur ein Spektrum aus dem gesamten Problembereich "drohende/eingetretene private Überschuldung". Es handelt sich um eine "konstruierte" Gruppe (wobei das an sich natürlich zulässig ist), die 4 statische Modellhaushalte widerspiegelt:

1) Modellhaushalt 1: nur Konsumentenkreditschulden, Lebenshaltungskosten werden gleichgesetzt mit § 850c ZPO

2) Modellhaushalt 2: nur Konsumentenkreditschulden und/oder nur Hypothekenkreditschulden, Lebenshaltungskosten wie oben

3) und 4) die obigen Modellhaushalte mit dem Unterschied, dass die Lebenshaltungskosten mit den SGB II-, SGB XII-Sätzen etc. gleichgesetzt werden.

Streng genommen müsste man also auf die von der Schufa ausgemachte Zahl der "relativ überschuldeten Privathaushalte" noch die Zahl der "absolut überschuldeten Haushalte" hinzu addieren. Da die Definitionen, wie oben gesagt, aber nicht immer sauber voneinander getrennt werden, ist das natürlich auch nicht ganz sauber."

Die Referentin weist in dem Schreiben darauf hin, dass "die Behauptung, die Lage habe sich leicht entspannt und entspanne sich 2008 noch mehr" kaum zu halten sei. Da die Schufa (und ihr Autor Zimmermann) vor allem mit Modellhaushalten argumentiere, die nur Konsumentenkreditschulden haben, müssten die folgenden Faktoren entgegengehalten werden:

"1) Der Schulden-Kompass 2007 stellt selbst fest, dass der (harte) Überschuldungsindikator "Kreditausfallquote" in 2006 leicht gestiegen ist

2) Die Bafin (J. Sanio) wird im Zuge der US-Subprime-Credit-Krise zitiert: "Auch in Deutschland drohen jetzt Ausfälle bei Verbraucherkrediten"

3) Das Wirtschaftswachstum wird 2008 leicht nachlasen.

4) Es fehlt eine Analyse, wer bislang in welcher Form vom Arbeitsmarkt profitiert

5) Die derzeitige Diskussion über Altersarmut in den neuen Bundesländern wird ignoriert."

WO BLEIBT DER DATENSCHUTZ?

Es dürfte höchste Zeit sein, dass sich die Datenschutzbeauftragten aus Bund und Ländern endlich mit der Frage befassen, zu welchem wissenschaftlichen Unsinn mit kollektiver Diffamierung die SCHUFA Daten eigentlich benutzt werden dürfen. In der SCHUFA-Klausel, die einst der Bundesgerichtshof akribisch einschränkte, ist von einem solchen Gebrauch der Daten jedenfalls nicht die Rede.