DIE KONFERENZ

Alle drei Bankenverbände, Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaften sind neben vielen Bankhäusern als Unterstützer aufgeführt. Ihre Präsidenten referieren ebenso wie die Vorstandsvorsitzenden der meisten Häuser. Die Politik tritt mit dem Hessischen Ministerpräsidenten Koch (CDU), dem Finanzstaatssekretär Mirow (SPD), dem wirtschaftspolitischen Sprecher der EVP Faktion im Europaparlament (Radwan) und dem Obmann der CDU im Finanzausschuss des Bundestages (Dautzenberg) an, um über Aufsicht und Zukunft der deutschen Banken zu diskutieren.

UND DIE VERBRAUCHER

Gehören Vertreter der gesellschaftlichen Gruppen wie Verbraucher dazu? Offensichtlich nicht. Als Steuerzahler und Wähler sind sie bei Schieflagen wie bei der Berliner Bank, IKB und Sachsen LB gefragt. Als Kunden müssen sie feststellen, dass man ihre Mietverhältnisse oder Hypothekenkredite ohne ihre Zustimmung verkauft, ihre Gebühren einseitig erhöht, die Zinssätze „anpasst” und mit Fusionen ihre Arbeitsplätze verändert. Die Finanzwelt in Deutschland scheint selber zu wissen, was diese Menschen von der Zukunft des Finanzplatzes Deutschland halten bzw. erwarten. "Deutschland – ein Finanzplatz?"

Der zweite Tag hat den Titel „Erfolgsstrategien im Retailbanking”. „Kunden effizient und bedarfsorientiert betreuen – so geht es!” erklärt den Teilnehmern u.a. die Hypovereinsbank Luxemburg, die mit den Schrottimmobilien Kundenerfahrungen sammelte. „Wieviel Mensch benötigt die Bank von heute!” heißt ein anderer Workshop. „Einheitliche Kundenerfahrung”, ein neues Wort für Datensammlung, prägt einen Workshop, in einem anderen geht es um informationell „Optimierte Gewinnung von Kreditkartenkunden”.

MAN KANN AUCH UNTER SICH BLEIBEN – ABER IST MAN DANN "DEUTSCHLAND"

Nun kann man keiner Industrie verwehren, Erfahrungen intern auszutauschen und sich gegenseitig fortzubilden. Zwar würde es ihnen viel nützen Krisen zu vermeiden, wenn sie auch dort die Kunden anders als durch Meinungsumfragen zu Worte kommen lassen würden. So hätte etwa die frühe Kritik der Verbraucherverbände an den Schrottkrediten der HVB oder den subrime loans Amerikanischer Banken die aktuelle Hypothekenkrise gelindert. Doch zwingend ist das nicht und letztlich entscheidet der Markt.

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Wenn aber ein Kongress mit dem Titel „Finanzstandort Deutschland” die „Initiative Finanzstandort Deutschland” (IFD) der 18 wichtigsten Finanzkonglomerate repräsentiert, bei denen Bundesbank und Bundesfinanzministerium Mitglied sind und wenn der Bundesfinanzminister auch noch die Schirmherrschaft übernimmt, dann fragt sich, welches Politikverständnis im Finanzbereich hier nach außen repräsentiert werden soll. Die IFD lässt mit ihrer Presseerklärung zum Kongress verlauten: „Die Besonderheit der IFD liegt darin, dass hier Marktpraktiker zusammenarbeiten, die aus Ihrer täglichen Arbeit wissen, wo es Handlungsbedarf gibt. Entsprechend pragmatisch ist die Arbeitsweise, die Konzepte sind realitätsnah und umsetzbar.” Wirklich realitätsnah ohne Verbraucher? Erfolge bei „Transparenz in der Altersvorsorge”, mehr „Kapital für den Mittelstand”, die Zulassung von „REITS” als Förderung des Immobilienmarktes und die Steuererleichterungen? Sind diese dargestellten politischen Erfolge wirklich realitätsnah oder nur interessennah?

Deutschland besteht aus mehr als Banken. Die von Ihnen angeschnittenen Themen hätten es verdient, auch aus verbraucherpolitischer Perspektive beleuchtet zu werden. Politiker, Ministerien und Bundesbank, die mehr als die Lust an der Geldvermehrung repräsentieren, sollten mit ihrer Teilnahme mehr fordern als dabei sein zu dürfen.